Klimawandel und Biodiversität

Klimawandel lässt Schmetterlinge wandern

Wanderungsbewegungen von Schmetterlingen sind Anzeiger für den Klimawandel. Darauf haben Experten auf einer Tagung am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) hingewiesen. Die Artenzusammensetzung könnte sich demnach in den kommenden Jahren deutlich verändern. Kälte liebende Arten seien bedroht, Wärme liebende Arten würden dagegen immer weiter nach Norden vordringen.
Darauf deuteten die Beobachtungen von 500 ehrenamtlichen Mitarbeitern, die regelmäßig und nach einer standardisierten Methode Schmetterlinge zählen, teilte das UFZ mit. Die warmen Winter ermöglichen es vor allem Wärme liebenden Arten, ihr Areal nach Norden auszudehnen.
Der Grosse Fuchs, vor 10 Jahren noch auf einige Reststandorte zurückgedrängt, ist wieder in vielen Teilen Süddeutschlands zu finden. Ähnliche Beobachtungen kommen aus anderen europäischen Regionen wie Schottland. Dort kommen jetzt der so genannte Braunkolbige Braun-Dickkopffalter und das Rotbraune Ochsenauge vor, denen es in diesen Breiten bisher zu kühl war.
Dagegen geraten Arten, die kühlere klimatische Ansprüche aufweisen und beispielsweise in Mooren oder Gebirgen vorkommen, in Schwierigkeiten. In Deutschland ist außerhalb der Alpen mit dem Verschwinden bereits seltener Arten zu rechnen: dem Hochmoorgelbling, dem Randring-Perlmutterfalter, dem Hochmoorbläuling und dem Natterwurz-Perlmutterfalter.

Nicht nur die Verbreitungsgebiete der Schmetterlinge sind in Bewegung, auch der Zeitpunkt, wann im Jahr sie erscheinen, ändert sich. Beim Tagpfauenauge führt das veränderte Klima dazu, dass inzwischen in vielen Regionen Deutschlands eine zweite Generation auftritt, was bislang nur in wärmsten Lagen Südwestdeutschlands der Fall war.
Der Admiral gilt als klassischer Wanderfalter, der jedes Jahr aus dem Mittelmeerraum neu in Deutschland einwandert. Inzwischen sind die Winter so mild, dass der Falter seit zehn bis zwanzig Jahren auch hierzulande überwintert und zudem überwinternde Raupen und Puppen auftreten. So vermischen sich im Frühjahr die Nachkommen der Falter, die sich bei uns fortgepflanzt haben mit den Neuzugängen aus dem Süden.

Nordwanderung der Schmetterlinge
Wissenschaftler benennen Gewinner und Verlierer des Klimawandels

Abbildung des Großen Fuchses aus einem alten Schmetterlingsbuch. Seine Raupen fressen vor allem an der Salweide.

Auch bei unseren heimischen Schmetterlingen macht sich der Klimawandel zusehends bemerkbar. So haben sich bereits die Zuggewohnheiten einiger Wanderfalter geändert, andere Arten wiederum dehnen ihr Verbreitungsgebiet nach Norden aus. Zu den Klimagewinnern gehört offensichtlich der Große Fuchs (Nymphalis polychlorus). Dieser wärmeliebende Tagfalter kam vor zehn Jahren deutschlandweit nur an wenigen Orten vor, heute ist er im Südwesten der Republik weit verbreitet. Ähnliche Beobachtungen kommen aus anderen europäischen Regionen. So tauchen in Schottland jetzt der Braunkolbige Braundickkopffalter (Thymelicus sylvestris) und das Rotbraune Ochsenauge (Maniola tithonius) auf, denen es dort bisher zu kühl war.

Neben den Gewinnern gibt es aber auch Verlierer des Klimawandels, nämlich jene Arten, die als Gebrigs- oder Moorbewohner eher kühles Klima bevorzugen. So ist in Deutschland mit Ausnahme der Alpen mit dem Verschwinden einiger ohnehin schon seltener Arten zu rechnen, darunter Hochmoorgelbling (Colias palaeno), Randring-Perlmutterfalter (Boloria eunomia), Hochmoorbläuling (Vacciniina optilete) und Natterwurz-Perlmutterfalter (Clossiana titania).

Nicht nur die Verbreitungsgebiete der Schmetterlinge sind in Bewegung, es ändert sich auch der Zeitpunkt, zu dem sie im Jahr erscheinen. Beim weit verbreiteten Tagpfauenauge (Inachis io) führt das veränderte Klima dazu, dass inzwischen in vielen Regionen im Jahresverlauf eine zweite Generation auftritt, was bislang nur in wärmsten Lagen Südwestdeutschlands der Fall war.

Der Admiral (Vanessa atalanta) wiederum ist ein klassischer Wanderfalter, der üblicherweise jedes Jahr im Mai aus dem Mittelmeerraum neu nach Mitteleuropa einwanderte. Heutzutage aber sind die Winter so mild, dass die Falter immer öfter bei uns überwintern und auch überwinternde Raupen und Puppen auftreten. 2007 wurde das besonders deutlich. Schon Ende Januar wurden Admirale im Rheintal gesichtet, selbst bis zur Küste wurden Falter gemeldet, die offensichtlich hier überwintert hatten. Forscher gehen davon aus, dass sich inzwischen eine von den Mittelmeer-Admiralen unabhängige mitteleuropäische Population gebildet hat.

Der Kleine Kohlweißling ist die bisher beim deutschen Schmetterlings-Monitoring am häufigsten beobachtete Art. Auf den Plätzen folgen Grünaderweißling und Großes Ochsenauge.

Die beobachteten Trends bestätigen, wie sehr Schmetterlinge sich als Indikatoren für die Auswirkungen von Umweltveränderungen eignen. Nicht zuletzt aufgrund dieser sind Tagfalter zentrale Elemente der internationalen Forschung. So stellen sie auch eine wichtigen Baustein des EU-Projektes ALARM dar, bei dem es um die Erforschung der vielfältigen Einflussfaktoren auf die Artenvielfalt geht. Auch hat die Europäische Umweltagentur (EEA) die Tagfalter neben den Vögeln als EU-weite Schlüsselindikatoren ausgewählt.
Um beim Erfassen der Falter europaweit vergleichbar vorzugehen, wurde 2004 die Stiftung "Butterfly Conservation Europe" gegründet, die als Dachorganisation die nationalen Initiativen begleitet. Koordiniert vom Helmholtz-Umweltforschungszentrum (UFZ) mit Sitz in Leipzig und Halle/Saale startete 2005 auch das "Tagfalter-Monitoring Deutschland", bei dem derzeit rund 500 ehrenamtliche Mitarbeiter - darunter zahlreiche NABU-Aktive - nach einer standardisierten Methode Schmetterlinge zählen. In den ersten beiden Jahren kamen bereits 50.000 Datensätze von rund 200 Arten tagaktiver Schmetterlinge zusammen, darunter 100 eigentliche Tagfalter-Arten. Die Monitoring-Saison 2007 beginnt Anfang April, weitere Schmetterlings-Kartierer werden dringend gesucht.

Wanderungsbewegungen bei Schmetterlingen sind Indikatoren für den Klimawandel

Derzeit verzeichnen Experten in Europa so etwas wie eine Völkerwanderung der Schmetterlinge. Was für eine Reihe von Arten gut zu sein scheint, ist schlecht für andere. Vor allem Arten die kühlere klimatische Ansprüche aufweisen und beispielsweise in Mooren sowie Gebirgen vorkommen, geraten in Schwierigkeiten. In Großbritannien wird der Graubindige Mohrenfalter allmählich Richtung Norden verdrängt. Außerhalb der Alpen ist in Deutschland mit einem Verschwinden bisher bereits seltener Arten zu rechnen. Dazu sind zu zählen: der Hochmoorgelbling, der Randring-Perlmutterfalter, der Hochmoorbläuling und der Natterwurz-Perlmutterfalter.
Bei weiteren Arten sind die Angaben widersprüchlich: Der Trauermantel z.B. scheint in einigen Teilen Europas Winter wie den letzten kaum überleben, während z.B. in Norddeutschland und den Niederlanden im letzten Jahr ein starkes Auftreten vermutlich aus dem Osten zugewanderter Tiere registriert werden konnte.

Nicht nur die Verbreitungsgebiete der Schmetterlinge sind in Bewegung, auch der Zeitpunkt, wann im Jahr sie erscheinen, ändert sich. Beim Tagpfauenauge führt das veränderte Klima dazu, dass inzwischen in vielen Regionen Deutschlands eine zweite Generation auftritt, was bislang nur in wärmsten Lagen Südwestdeutschlands der Fall war. Der Admiral gilt als klassischer Wanderfalter, der jedes Jahr aus dem Mittelmeerraum neu bei uns einwandert. Inzwischen sind die Winter so mild, dass der Falter seit 10-20 Jahren auch bei uns überwintert und zudem überwinternde Raupen und Puppen auftreten. So vermischen sich im Frühjahr die Nachkommen der Falter, die sich bei uns fortgepflanzt haben mit den Neuzugängen aus dem Süden.

Nicht zuletzt aufgrund dieser Indikatorfunktion (aber auch aufgrund ihrer Beliebtheit in der Öffentlichkeit) sind Tagfalter zentrale Elemente der internationalen Forschung. So stellen sie auch eine zentrale Komponente des EU-Projektes ALARM dar, das sich die Erforschung der vielfältigen Einflussfaktoren in ihrer kombinierten Wirkung auf die Biodiversität - also die Artenvielfalt - zum Ziel gesetzt hat; ein Projekt in dem über 200 Wissenschaftler von 67 Institutionen aus 35 Ländern zusammenarbeiten
Im Jahr 2010 müssen die europäischen Staaten gemäß der Biodiversitätskonvention über den Zustand der Artenvielfalt in ihren Ländern Bericht erstatten. Aufgrund der sensiblen Reaktion der Tagfalter auf Umweltveränderungen hat die Europäische Umweltagentur in Kopenhagen (EEA) unter anderem für diesen Zweck die Tagfalter neben den Vögeln als Schlüsselindikatoren auf europäischer Ebene ausgewählt.

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