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Klimagrundlagen
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Globales Klima und Treibhausgase
Zu den wesentlichen Faktoren, welche die Strahlungsbilanz
der Erdatmosphäre bestimmen, gehören neben der Sonnenaktivität,
der Albedo der Erdatmosphäre, den Wolken, Aerosolen und Ozon,
auch die sogenannten Treibhausgase. Treibhausgase sind Moleküle,
die in der Lage sind, die von der Erde reflektierte Infrarot-Strahlung
zu absorbieren. Die wichtigsten natürlichen Treibhausgase sind
- Kohlendioxid (CO2)
- Wasserdampf (H2O)
- Ozon (O3)
- Methan (CH4) und
- Distickstoffmonoxid (N2O - auch Lachgas genannt).
Treibhausgase wirken sich auf die Energiebilanz der
Erde aus, indem sie, vereinfacht dargestellt, von der Sonne einfallende
UV-Strahlung nicht behindern, während sie die von der Erde
reflektierte langwellige Infrarot-Strahlung in der Erdatmosphäre
zurückhalten. Durch diesen natürlichen Effekt wird die
Erde um 33 °C wärmer (die durchschnittliche Temperatur
an der Erdoberfläche beträgt +15° C, ohne den natürlichen
Treibhauseffekt läge sie bei -18° C), und damit bewohnbar.
Grafische Darstellung der Strahlungsbilanz, Quelle:
IPCC 2001.

Als Konsequenz menschlicher Aktivitäten steigt
die Konzentration all dieser natürlichen Treibhausgase- abgesehen
von Wasserdampf - an. Insbesondere die Konzentration von CO2 und
von Methan wurde vom Menschen drastisch erhöht. Hinzu kommen
noch künstliche Gase, wie zum Beispiel teil- und vollhalogenierte
Kohlenwasserstoffe HFKWs bzw. FCKWs, sowie Schwefelhexafluorid (SF6),
die durch industrielle Prozesse entstehen. Dadurch kommt es zum
anthropogenen Treibhauseffekt und somit zu einer verstärkten
Erwärmung.
Kohlendioxid entsteht vor allem durch die Verbrennung
fossiler Energieträger, aber auch durch der Entwaldung der
Erde, da Bäume das Treibhausgas in erheblichem Maße absorbieren
und dadurch eine große Senke für Kohlendioxid bilden.
Anthropogene Methanemissionen sind hauptsächlich wasserbedeckten
Reisfeldern und der Viehzucht zuzuschreiben.
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Treibhauspotential, Radiative Forcing und Global
Warming Potential
Zur Charakterisierung der Auswirkungen verschiedener
klimabeeinflussender Faktoren werden vorwiegend folgende Maßzahlen
herangezogen: Treibhauspotential, Radiative Forcing und Global Warming
Potential.
Unter Treibhauspotential versteht man das Ausmaß,
zu dem verschiedene Treibhausgase bei einer Erhöhung ihrer
Konzentration zusätzliche Strahlungsenergie absorbieren können,
was von ihren Absorptions-, Emissions- und Streuungseigenschaften
abhängt. Ein Molekül Methan absorbiert beispielsweise
30 mal soviel Energie wie ein Molekül Kohlendioxid. Für
die Klimawirksamkeit sind jedoch nicht nur unterschiedliche Molekülstrukturen
von Bedeutung, sondern auch ihre Wechselwirkungen untereinander.
Hierzu wurde das Konzept des "Radiative Forcing" entwickelt.
Radiative Forcing (RF) bezeichnet die Änderung
des globalen Mittels der Strahlungsbilanz an der Stratopause und
ist somit ein Maß für die Störung des Gleichgewichts
zwischen einstrahlender Solarenergie und an den Weltraum abgegebener
langwelliger Strahlung. Ein positives "Radiative Forcing"
führt zu einer Erwärmung, ein negatives zu einer Abkühlung.
Als Maßeinheit werden Wm-2 verwendet. Die "Radiative
Forcing"-Werte, die sich aufgrund des Anstieges der Konzentrationen
an gut-durchmischten Treibhausgasen im Zeitraum von 1750 bis 2000
ergeben, werden in Summe auf 2.43 Wm-2 geschätzt.
Das Konzept des Global Warming Potential (GWP)
baut auf jenem des Radiative Forcing auf und umfasst die Summe aller
RF-Beiträge eines Gases bis zu einem gewählten Zeithorizont,
die durch die einmalige Freisetzung einer Maßeinheit am Beginn
des Zeitraumes verursacht werden. Somit ist es möglich, die
Klimawirksamkeit von Treibhausgasen für unterschiedliche Zeithorizonte
in die Zukunft zu extrapolieren. Meist wird das Global Warming Potential
bezogen auf 100 Jahre angegeben.
GWP/100 Jahre
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CO2
|
1
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CH4(Methan)
|
23
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N2O(Lachgas)
|
296
|
SF6 (Schwefelhexafluorid)
|
22.200
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HFKW's (Teilhalogenierte Kohlenwasserstoffe)
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bis zu 14.000
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FKWs (Vollhalogenierte Kohlenwasserstoffe)
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bis zu 11.900
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Natürliche und anthropogene Klimaschwankungen
Das Klima war im Laufe der Erdgeschichte sehr großen
Schwankungen unterworfen. Die letzen 10.000 Jahre (Holozän)
waren jedoch klimatisch relativ stabil und ermöglichten so
die kulturelle und intellektuelle Entwicklung des Menschen. Diese
Stabilität könnte durch die jetzige rasche Erderwärmung
gefährdet sein. Man geht heute davon aus, dass die im 20. Jahrhundert
beobachtete Erderwärmung eine Kombination von natürlichen
und anthropogenen Faktoren darstellt. Während die Erwärmung
in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch mit natürlichen
Faktoren erklärt werden kann (Sonnenaktivität, Vulkanismus),
ist die Erwärmung in der zweiten Hälfte des letzen Jahrhunderts
nicht durch natürliche Faktoren alleine zu begründen.
Kombiniert für diesen Zeitraum natürlichen
und anthropogenen Klimafaktoren in einem Modell, kommt es zu einer
sehr guten Übereinstimmung mit der beobachteten Erwärmung.
(vgl. IPCC, TAR, 2001)
Entwicklung der jährlichen globalen Durchschnittstemperatur,
Quelle: IPCC, 2001.

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Mögliches Ausmaß einer Klimaerwärmung
Diese Zunahme von Treibhausgasen wurde mit dramatischen
Klimaveränderungen in der Vergangenheit in Verbindung gebracht.
Die augenblickliche Erhöhung der Konzentration von Treibhausgasen
wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls auf das
Klima auswirken, allerdings herrscht Unsicherheit in welchem Ausmaßt
und in welcher Form dies stattfinden wird.
Zahlreichen Wetter- und Klimadaten weisen bereit jetzt
immer deutlicher auf eine Erwärmung der Erdatmosphäre
hin. Man schätzt, dass die Erwärmung während des
20. Jahrhunderts etwa 0,6°C (+/-0,2°C) beträgt. (IPCC,
2001). Auch viele Beobachtungen in der Natur, wie z.B. das Abschmelzen
der Gletscher oder das Ansteigen des Meeresspiegels sind zusätzliche
Hinweise auf eine Erwärmung der Erde.
Was die zukünftige Erderwärmung betrifft errechnen
Klimamodelle einen Temperaturanstieg von 1,5°C - 4,5°C in
den nächsten 100 Jahren (IPCC, 2001), doch auf Grund der eingeschränkten
Rechenkapazität, sowie komplizierter Rückkoppelungseffekte
im Klimakreislauf sind diese Prognosen noch mit großen Unsicherheiten
behaftet.
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Auswirkungen des Klimawandels
Nach heutigem Stand der Klimaforschung gilt es als
sehr wahrscheinlich, dass durch die vom Menschen verstärkte
Klimaerwärmung die natürliche und menschliche Lebenswelt
erheblich beeinträchtigen wird. So muss u.a. damit gerechnet
werden, dass es bedingt durch das Abschmelzen der Gletscher und
Eisschilde sowie der thermischen Expansion der Ozeane zu einem Anstieg
des Meeresspiegels kommen wird, was die Überflutung ganzer
Inselstaaten und zahlreicher tiefgelegenen Küstenregionen zur
Folge haben könnte.
Insbesondere in den warmen äquatorialen Klimazonen
könnte es durch eine mit der Erderwärmung einhergehende
Veränderung der Niederschlagsmuster zu einer zunehmenden Austrocknung
und Degradation der Böden sowie zu einem spürbaren Rückgang
der Nahrungsmittelproduktion und Artenvielfalt kommen. Davon werden
vor allem Entwicklungsländer betroffen sein, die auch unter
dem Druck anderer Einflüsse wie Bevölkerungswachstum,
Rückgang der Ressourcen und Armut stehen und daher eine viel
kleinere Anpassungsfähigkeit haben als Industriestaaten. Mit
der Klimaerwärmung könnten ferner Tropenkrankheiten in
bisher nicht betroffene Gebiete vordringen. Nicht zuletzt sagen
die Klimaforscher eine Häufung extremer Wetterverhältnisse
wie Wirbelstürme und Dürreperioden vorher.
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Adaptation and Mitigation: Minderungs- und Anpassungsmaßnahmen
zum Klimaschutz
Ökonomische Rahmenbedingungen der
Klimapolitik
Die Klimapolitik ist mit der Herausforderung
konfrontiert, eine möglichst hohe Reduktion an Treibhausgasemissionen
kosteneffizient und sozial verträglich zu erreichen. Dazu ist
es notwendig, geeignete Strategien zu entwickeln, die zu einer Stabilisierung
der Treibhausgase in der Atmosphäre führen und die Kosten
der Emissionsreduzierung gerecht zwischen Industrie- und Entwicklungs-ländern
verteilen. Ökonomischen Instrumenten kommt in diesem Zusammenhang
eine entscheidende Rolle zu.
Bezüglich der Verknüpfung von
Klimawirkungen und Klimapolitik ist es notwendig, die Komplexität
und Langfristigkeit des Klimawandels zu beachten. Treibhausgase
sind "stock pollutants", bei denen nicht nur die jährlichen
Emissionen, sondern vor allem die Einflüsse derzeitiger und
vergangener Schadstoffkonzentrationen von besonderer Bedeutung sind.
Aufgrund der langen Residenzzeit und der Trägheit des klimatischen
Systems erfordert das "Climate Change Management" Zeithorizonte
von über 100 Jahren. Der globale Charakter des Umweltproblems
macht außerdem eine globale Politik und globales Agreement
(vgl. United Nations Framework Convention on Climate Change) notwendig.
Diese Umstände implizieren, dass die
Klimapolitik als sequentieller Entscheidungs-, Lern- und Revisionsprozess
verstanden werden muss, der sich eines Maßnahmenbündels
bedient, das sowohl Anpassungs- als auch Minderungsstrategien umfasst.
Notwendig ist daher die Anwendung einer "Doppelstrategie":
Einerseits müssen die treibhausfördernden Klimagase reduziert
werden, andererseits muss man sich an den voraussehbaren Klimawandel
anpassen. "Anpassung und Minderung" lauten daher die Schlüsselworte,
die nicht unabhängig voneinander betrachtet werden dürfen.
Minderungs- und Anpassungsmaßnahmen
zum Klimaschutz
Zur Bekämpfung der negativen Auswirkungen
des Klimawandels sind sowohl Minderungs- als auch Anpassungsmaßnahmen
notwendig. Die Wahl zwischen beiden Varianten ist vergleichbar mit
Entscheidungen zwischen anderen gesellschaftlichen Zielen.
"Mitigation" stellt sich eher als globales Thema dar,
während sich "Adaptation" auf die lokale und regionale
Ebene bezieht. Anpassungsmaßnahmen sind vor allem in tiefgelegenen
Entwicklungsländern notwendig, Minderungsmaßnahmen dominieren
in Industrieländern.
Um die ökonomischen Auswirkungen des Klimawandel abschätzen
zu können, müssen alle anfallenden Kosten- und Nutzenkomponenten
bestmöglich berücksichtigt werden.
Als Kosten des Klimawandels bezeichnet
man Schäden durch höhere Lufttemperaturen, Meeresspiegelanstieg
sowie häufiger auftretende extreme Klimaereignisse und ihre
Auswirkungen auf natürliche und anthropogene Systeme. Die Kosten
umfassen auch höhere Risiken und Unsicherheiten, Verlust von
Leben und Ökosystemen sowie Artensterben.
Da der Klimawandel bereits besteht und weiterhin bestehen wird,
sind Anpassungsmaßnahmen unumgänglich, die ebenfalls
mit Kosten verbunden sind, aber auch große Nutzen mit sich
bringen. Die Kosten der Anpassung lassen sich durch Antizipation
und Planung reduzieren.
Die Nettokosten des Klimawandels werden errechnet, indem vom Gesamtnutzen
der Anpassung die Anpassungskosten subtrahiert und die durch Anpassung
nicht vermeidbaren Klimaschäden addiert werden.
Minderungsmaßnahmen weisen ebenfalls
volkswirtschaftliche Nutzen und Kosten auf. Neben dem direkten Nutzen
der "Mitigation" von vermiedenen Kosten des Klimawandels
entstehen auch positive Nebeneffekte durch die Reduktion nicht-klimawirksamer
Luftverschmutzung.
Als Kosten der Minderungsmaßnahmen sind die Kosten zu sehen,
die der Gesellschaft in Form von Einbußen an Output und Konsumverzicht
in Folge des Emissionsreduktionsaufwands entstehen. Diese Kosten
hängen entscheidend von der Struktur des Energieangebots und
der Energienachfrage, sowie der Verfügbarkeit von kohlenstoffarmen
Alternativen (z.B. Windkraft) ab. Modellprojektionen zeigen, dass
das langfristige Wirtschaftswachstum nicht stark durch Minderungshandlungen
beeinträchtigt wird und die "Mitigation"-Kosten relativ
niedrig sind. Die Gründe dafür liegen im geringen Anteil
der fossilen Energie am gesamten globalen BIP (3 bis 5 %) und in
den langfristig guten technologischen Entwicklungsmöglichkeiten,
die eine Substitution von fossilen Energieleistungen durch umweltfreundliche
Energiedienstleistungen einfach gestalten.
Große Kostenunterschiede können
allerdings zwischen einzelnen Sektoren und Ländern auftreten.
Diese Kosten können durch die Wahl von geeigneten Instrumenten
jedoch stark reduziert werden.
Wie ein ausgewogenes Paket mit Minderungs- und Anpassungsmaßnahmen
zum Schutz vor Klimawandel aussehen soll, lässt sich mit der
Hilfe von analytischen Systemen beantworten. Als analytische Konzepte
können beispielsweise die Kosten-Nutzen-Analyse oder der Tolerable
Windows Approach dienen.
Sollen optimale Entwicklungspfade in bezug auf ein gewähltes
Kriterium bestimmt werden, so kann als analytisches Konzept die
Kosten-Nutzen-Analyse (KNA) herangezogen werden, um einen einzigen
optimalen Entwicklungspfad zu finden (vgl. Bruckner et al. 2001).
Die Kosten-Nutzen Analyse ist eine Methode
zur Bewertung der Rentabilität staatlicher Investitionsentscheidungen,
mit deren Hilfe die gesamtwirtschaftlichen Kosten und Nutzen von
Investitionsprojekten erfasst, monetär bewertet und aggregiert
werden. Grundlegendes Ziel der KNA ist die Maximierung des menschlichen
Wohlstands.
Die Kosten-Nutzen-Analyse baut methodisch auf der betriebswirtschaftlichen
Investitions-rechnung auf, die auftretende Kosten und Nutzen zu
Marktpreisen bewertet und berücksichtigt zusätzlich externe
Kosten und Nutzen.
Eine andere Entscheidungshilfe stellt der
Tolerable Windows Approach dar. Auf Basis definierter Rahmenbedingungen,
die einerseits einen nicht tolerierbaren Klimawandel, andererseits
nicht akzeptierbare Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels
ausschließen, soll der zulässige Handlungsspielraum mittels
Ursache-Wirkung-Beziehung zwischen Klima und Gesellschaft ermittelt
werden (vgl. Bruckner et al 2001).
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Literaturtipps
IPCC Forth Assessment Report
Link to the ACCC Focus
JAVA Klimamodell
Betrachten Sie die Klimazukunft unter selbst zu
wählenden Randbedingungen
IPCC
Third Assessment Report: Climate Change 2001
© IPCC, current knowledge about climate change
- Climate Change 2001: The Scientific Basis
- Climate Change 2001: Impacts, Adaptation &
Vulnerability
- Climate Change 2001: Mitigation
- Climate Change 2001: Synthesis Report
IPCC, Special
Report: "Emissions Scenarios" (2000)
Climate
of 21st Century: Changes and Risks
Scientific Facts, 2001By Dr. José L. Lozán
, Prof. Dr. Harmut Graßl , Prof. Dr. Peter Hupfer
Climate
Change Information Kit (UNEP)
Allgemeine
Zirkulation der Atmosphäre und ihre möglichen Modifikationen
im Rahmen der globalen Klimaveränderungen
© Martin König, 1997
TOP
© ACCC,
2008-11-01
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